Techno-Parade in Paris

Ausgelassene Feier in Paris. Beim Louvre trafen sich am Samstag mehrere Zehntausend junge Techno-Fans zu alljährlich stattfindenden Parade. In einer infernalischen Lautstärke dröhnten die Bässe von mehreren Lastwagen. Die Stimmung war ausgelassen und auch das Wetter spielte mit – es war ein lauer Spätsommertag.

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Red Bull ist einer der Sponsoren der Parade

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Kleine Verstimmung durch die Gilets Jaunes

Allerdings kam es zu einer kleinen Verstimmung – einige Gilets Jaunes drängten sich zwischen die Feiernden. Doch nicht alle Techno-Fans fanden das gut. „La rue est à tout le monde!“ antworteten die Gilets Jaunes.

Tommy Vaudecrane, Organisator der Parade zeigte sich nicht glücklich über den Besuch der Demonstranten, die sich zuvor zu ihrer 46. Protestwoche auf den Champs-Élysées versammelt hatten. Von einer machtvollen Bewegung war dort allerdings nichts mehr zu sehen – es handelte sich eher um einen versprengten Haufen.

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Ein Demonstrant der Gilets Jaunes auf der Techno-Parade

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Teilnehmer ohne Einladung

Tommy Vaudecrane sagte:

„Nous n’avons pas invité les Gilets jaunes. On regrette cette recuperation.”

Die Techno-Fans wollten von den Gelbwesten politisch nicht in Beschlag genommen warden. Die aber ignorierten diesen Wunsch und liefen vor der Parade her, die sich deswegen gegen 16 Uhr mit etwas Verspätung in Bewegung setzte.

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Die Stimmung an dem Tag war trotz dieser kleinen Probleme dennoch sehr ausgelassen. Die Parade hatte allerdings auch ein politisches Motto. #JusticePourSteve hatten sich die Organisatoren auf ihre Fahnen geschrieben. Steve ist ein junger Mann, der im Sommer bei einem Polizeieinsatz ums Leben kam, als die Beamten ein Techno-Festival räumten.

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Die Weinberge im Stadtzentrum von Paris

Im Stadtzentrum von Paris gibt es fünf Weinberge. Im Herbst werden dort von Freiwilligen die Beeren gelesen. Viel Wein gibt es nicht, der wenige Rebensaft aber hat aber einen stolzen Preis.

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Wein aus Paris – die Ernte 2019 ist wegen des heißen Sommers vorzüglich

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Jean Taiel freut sich das ganze Jahr auf diesen einen Tag im Herbst. Am frühen Morgen schnürt er seine festen Schuhe, zieht sich eine wasserdichte Jacke über und geht den kurzen Weg von seiner Wohnung im 19. Pariser Arrondissement durch den Park von Belleville zum Weinberg. Wobei die Bezeichnung Weinberg die Sache nicht ganz trifft. Ungefähr 500 Quadratmeter misst die Fläche. Es sei eher ein „mikro-vignoble“ – ein Mikro-Weinberg, rückt Jean Taiel die Relationen zurecht.

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Jean Taiel freut sich das ganze Jahr auf die Weinlese

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Im richtigen Leben ist der Endfünfziger Controler bei einer Softwarefirma, doch nun darf er sich für kurze Zeit als Weinbauer fühlen. Zusammen mit rund einem Dutzend anderer Erntehelfer, die alle aus der Nachbarschaft des Parks von Belleville stammen, macht er sich an die Lese der Beeren. Jeder bekommt eine Gartenschere und eine kleine Plastikwanne in die Hand gedrückt. Viel Arbeit wartet allerdings nicht. Nach knapp einer Stunde sind die Reben leer und die Behälter voll. „Es ist aber jedes Mal ein schönes Erlebnis“, sagt Jean Taiel, „wir arbeiten hier zusammen, reden miteinander und man fühlt sich wie in der freien Natur – es hat etwas Archaisches.“

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Zusammen den Wein zu lesen bringt den Menschen die Natur näher – und sorgt für eine gute Nachbarschaft

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Fünf dieser „Mikro-Weinberge“ gibt es in der Innenstadt von Paris, auf denen über zwei Dutzend verschiedene Rebsorten kultiviert werden, vor allem Gamay und Pinot Noir. Der berühmteste und mit 1800 Reben auch der größte befindet sich direkt am Montmartre, wenige Schritte unterhalb der Basilika Sacré-Coeur. Der Weinbau ist eng mit der Geschichte des Ortes verbunden. Es heißt, dass schon die Äbtissinnen von Montmartre im Mittelalter dort Wein gekeltert hätten. Damals seien die meisten Bewohner in Rebbergen tätig gewesen. Weil die Einfuhr von Wein nach Paris damals strengen Auflagen unterlag, entwickelte sich der Weinort Montmartre vor den Toren der Stadt zum Ausgehdorf. Überaus lustig soll es dort zugegangen sein, bevor der Hügel 1860 Teil der ausufernden Metropole wurde. Später zog das kleine Städtchen auf dem Montmartre zahlreiche Künstler an, um deren ausufernden Weingenuss sich natürlich bis heute allerlei Mythen ranken.

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Die Ausbeute vom Weinberg im Parc de Belleville

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Hubert Jossinet scheint ein bisschen neidisch auf die schönen Geschichten, die sich rund um den Wein am Montmartre erzählt werden. Seit 2007 ist er im Auftrag der Stadt zuständig für den Park von Belleville und damit auch für den kleinen Weinberg, der sich zwischen alten Bäumen und schmalen Wegen sachte an den Hang schmiegt.

An diesem Morgen hat sich auch zwei Gruppen aus deinem nahen Kindergarten eingefunden, um den eifrigen Großstädtern bei der Weinlese zuzusehen. Die müssen immer wieder ihre Arbeit unterbrechen, um die Fragen des neugierigen Nachwuchses beantworten. „Wir bringen den Kindern damit auch ein Stück Natur nahe, das in der Großstadt ansonsten völlig verloren geht“, umschreibt Hubert Jossinet auch den pädagogischen Auftrag, den die Stadt mit dem Anbau des Weines erfüllten will.

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Mitarbeiter der Stadt Paris geben den Erntehelfern Anweisungen – und natürlich darf danach gekostet werden

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Einer der Erntehelfer fragt den Chef der Gärtner, ob er den Kindern die Trauben zum Essen geben könne. Hubert Jossinet nickt und erklärt, dass in allen fünf Pariser Weinbergen bei der Bekämpfung von Schädlingen keine chemischen Keulen zum Einsatz kämen. Alle Pflanzen würden gegen Mehltau und Pilze nur mit natürlichen Substanzen wie Kupfer und Schwefel behandelt.

„Bei uns hier wird an dieser Stelle schon seit gallo-römischen Zeit Wein angebaut“, sagt Hubert Jossinet dann noch. Der Boden sei dazu geradezu ideal, was der Qualität des Weines zugutekomme. Im Gegensatz dazu gilt der Rebensaft vom Montmartre als überaus saurer Tropfen. Allerdings geht der Gärtner davon aus, dass die Qualität des Weines in diesem Jahr in allen fünf Pariser Weinbergen überdurchschnittlich sein dürfte. „Nach diesem Hitzesommer mit bis zu über 40 Grad in Paris, sind die Trauben nun fleischig, prall und optimal reif,“ urteilt Jossinet.

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Die Reben im Parc de Belleville sind durch einen langen Zaun geschützt

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Die eher schwankende Qualität des Rebensaftes tut zumindest dem Preis des Montmartre-Weins keinen Abbruch. Rund 1500 Flaschen werden dort jedes Jahr produziert, versehen mit kunstvollen Etiketten, die bei Sammlern und Touristen sehr beliebt sind. Rund 40 Euro muss man für die Halbliterflasche „Clos de Montmartre“ auf den Tisch blättern – bei Versteigerungen auch deutlich mehr. Das Geld ist allerdings sehr gut angelegt. Der Verkaufserlös aller fünf Weinberge kommt sozialen Projekten in der Stadt zugute.

Ein fliegendes Wassertaxi auf der Seine

Paris steht vor dem Verkehrsinfarkt. Deshalb werden neue Mobilitätskonzepte getestet – eines davon sind die Sea Bubbles. Doch der Erfolg ist fraglich.  

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Entlastung des Straßenverkehrs?

Wo ist das fliegende Wassertaxi? Zwei Fotografen haben sich in Paris in der milden Spätsommersonne am Ufer der Seine auf die Lauer gelegt, um das sogenannte Sea Bubble abzulichten. Wahre Wunderdinge werden über den futuristischen Wasserflitzer erzählt, der in der französischen Hauptstadt in Zukunft den Straßenverkehr entlasten soll. Mit bis zu 30 Stundenkilometer Geschwindigkeit soll das Gefährt mit vier Passagieren an Bord auf Kufen einen halben Meter über dem Wasser „schweben“. Wegen seiner Elektromotoren sei es fast lautlos und verursache keine Wellen, versprechen die Betreiber.

Ein Test, der keiner ist

In diesen Tagen werden die Sea Bubbles nach Angaben der Präfektur im Pendelverkehr unter realen Bedingungen in Paris zwischen Issy-les-Moulineaux und Bercy getestet – doch die beiden Fotografen an der Seine brechen nach zwei Stunden ergebnislos ihre Fotosafari ab und packen die mächtigen Teleobjektive wieder ein. Kein Wassertaxi weit und breit, von einem Normalbetrieb kann keine Rede sein. Ein Gerücht macht die Runde, dass die Flitzer wegen des starken Windes nicht die ganze Strecke gefahren sind.

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Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo konnte die Sea Bubbles schon 2017 ausprobieren und war begeistert, doch die Euphorie übertrug sich nicht auf alle Verantwortlichen. „Die Seine ist ein Fluss, auf dem die Navigation ziemlich schwierig ist“, sagt Dominique Ritz, der für den Schiffsverkehr auf dem Abschnitt in Paris verantwortlich ist. Ausflugsdampfer, große Sightseeing-Schiffe für Touristen, private Boote und behäbige Lastkähne drängen sich unter den zahlreichen Brücken hindurch und an der Île de la Cité vorbei. Schwer vorstellbar, dass dazwischen für viele der schnellen Wasserflitzer genügend Platz zu finden ist.

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Typisch für Paris ist allerdings, dass man sich durch Bedenken nicht sofort ins Bockshorn jagen lässt. Es gehört zur französischen Nonchalance, Dinge einfach einmal auszuprobieren. „Das Projekt Sea Bubbels ist innovativ und ist Teil neuer Mobilitätskonzepte“, verteidigt Magalie Charbonneau, Sprecherin der Präfektur, den Test. Kommendes Jahr werde man dann entscheiden, ob die Fahrzeuge wirklich zum Einsatz kommen.

Wahrscheinlich scheint, dass die Sea Bubbles ein ähnliches Schicksal erleiden wie die E-Scooter, von denen auf den Straßen von Paris inzwischen rund 20.000 unterwegs sind. Zum Kampf gegen den Verkehrsinfarkt haben die Trottinettes keinen entscheidenden Beitrag geleistet. Sie sind allenfalls ein nettes Spielzeug für Touristen.