Banksys Rettungsschiff von Italien festgesetzt

Das von Banksy unterstützte Seenotrettungsschiff wird von den italienischen Behörden für 20 Tage festgesetzt. Dies erklärte die Crew der „Louise Michel“. Die Besatzung hatte 180 Menschen im Mittelmeer gerettet und sie am Samstag auf die Insel Lampedusa gebracht. Italien begründet das Auslaufverbot mit Verweis auf die seit wenigen Monaten geltenden Regeln für Seenotretter.

Die Crew will weiter kämpfen

Die Besatzung kündigte an, gegen die Festsetzung zu kämpfen. „Das einzige Ziel des neuen Gesetzes ist es, Rettungsschiffe zu blockieren und damit billigend den Tod von Menschen in Kauf zu nehmen.“ Die 180 Geretteten waren bei drei Einsätzen an Bord genommen worden.

Nach Angaben der Küstenwache sollte durch die Anordnung verhindert werden, dass an Bord des Schiffs eine „so große Anzahl an Menschen gelangen könnte, dass diese die Sicherheit des Schiffs und der darauf befindlichen Menschen bedroht“. Die Besatzung habe jedoch gegen die Anordnung der Küstenwache verstoßen, „indem sie auf drei andere Migrantenboote zusteuerte“. 

Italinen erschwert die Arbeit der Retter

Die seit Oktober amtierende ultrarechte italienische Regierung unter Giorgia Meloni hatte im Dezember ein Dekret erlassen, das die Arbeit der Seenotretter einschränken soll. Es verpflichtet Seenotretter dazu, jeweils nur eine Rettungsaktion pro Einsatz auszuführen. Kritikern zufolge erhöht dies die Gefahr tödlicher Unglücke im zentralen Mittelmeer.

So müssen die Schiffe nach einer Rettungsaktion direkt einen vorgegebenen Hafen ansteuern, egal ob in der Nähe ein weiteres Boot in Seenot ist. Bereits mehrfach sind Rettungsschiffe festgesetzt und die Belegschaft mit einem Bußgeld bestraft worden, weil sie weitere Menschen gerettet hat. Zugleich werden den Schiffen meist weit entfernte Häfen zugewiesen, sodass die Präsenz von Rettungsorganisationen auf dem Mittelmeer deutlich verkürzt wird.

Das Mittelmeer – eine gefährliche Fluchtroute

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen seit Beginn des Jahres beim Versuch der Überfahrt 469 Menschen ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Eine staatlich getragene Seenotrettungsmission gibt es nicht.

Ein Opfer der Banksy-Kunst

Die Kunst von Banksy hat ein unerwartetes Opfer gefordert. Ein Stadtrat in Pembrokeshire ist zurückgetreten, weil er die Gerüchte nicht mehr ertragen hat, er sei in Wahrheit Banksy. Seine Rolle als Kommunalpolitiker sei dadurch unhaltbar geworden, erklärte William Gannon.

.

.

Gezielt gestreute Gerüchte?

Der 58-Jährige sitzt erst seit Mai im Stadtrat der südwalisischen Gemeinde Bufferland. Zuvor war er dort 40 Jahre als Künstler aktiv. Plötzlich aber tauchten die ersten Mutmaßungen auf, dass er der weltbekannte Graffiti-Künstler sei, dessen Werke für Millionen verkauft werden und dessen Werke häufig in Südengland auftauchen und eigentlich aus Bristol stammen soll. Doch William Gannon hat einen Verdacht, dass die Gerüchte gezielt gestreut wurden: von seinen politischen Konkurrenten.

.

.

Gegenüber der britischen Zeitung „The Telegraph“ versicherte er nun: „Daran ist überhaupt nichts Wahres, ich bin nicht Banksy.“ Allerdings muss er zugeben, dass es auch einige Punkte gibt, die die Gerüchte befeuert haben könnten. „Ich war an fast den gleichen Orten wie Banksy, zu fast den gleichen Zeiten und habe fast die gleichen Sachen als Künstler gemacht.“

Aus Spaß wird Ernst

Am Anfang hat William Gannon noch geschmunzelt, doch nun sei die Situation eskaliert. Eines nachts zogen Vandalen in der kleinen Stadt Pembroke durch die Straßen und hinterließen unzählige Graffitis. William Gannon befürchtete, dafür verantwortlich gemacht zu werden. Die Konsequenz war sein Rücktritt. Er wolle nicht, dass der Ruf der Stadt durch einen umstrittenen Stadtrat in den Dreck gezogen werde.  

.

.

„Deshalb wurde meine Position unhaltbar und ich schickte nach einiger Überlegung meine Kündigung an den Stadtschreiber,“ erklärt der Künstler.

Ich bin nicht Banksy!

In Pembroke Dock selbst ist nie ein Banksy-Werk aufgetaucht. Allerdings wurde eines im Jahr 2018 an einer Garage im etwa 70 Meilen entfernten Port Talbot gefunden. Anfang dieses Jahres war es allerdings entfernt worden.

William Gannon erhält allerdings auch Unterstützung. Einige Einwohner seiner Gemeinde stellten T-Shirts, Aufkleber und Tassen her. Darauf steht: „Ich bin nicht Banksy“. In Richtung des weltberühmten Graffiti-Künstlers sagt er, Banksy sei sehr willkommen, in der walisischen Stadt Pembroke Dock ein Werk zu hinterlassen. „Das würde uns sehr gut tun, gerade unserem Tourismus,“ erklärte der Ex-Gemeinderat.

Tod der Pariser Streetart-Ikone Miss Tic

Miss Tic besprühte die Wände in den Straßen von Paris mit ihren Werken, lange bevor Banksy geboren wurde und Streetart vielen noch als Schmiererei galt. Mit ihren Schablonen zog sie seit den 80er Jahren durch die Viertel Marais, Montorgueil und Butte-aux-Cailles und hinterließ dunkle Silhouetten von Frauen – sehr sexy und überaus poetisch. Nun ist Radhia Novat, wie Miss Tic mit bürgerlichem Namen hieß, im Alter von 66 Jahren an Krebs gestorben.

.

.

„Ich komme vom Straßentheater, ich mochte diese Idee von Kunst auf der Straße“, erklärte sie ihren Drang zur Streetart. Zuerst wollte die Tochter eines tunesischen Einwanderers und einer Mutter aus der Normandie Gedichte schreiben, doch daraus wurden im Laufe der Zeit immer häufiger Gedichte und gesellschaftskritische Wortspiele mit Bildern.

.

.

Immer wieder hatte Miss Tic Probleme mit der Polizei, denn ihre Graffitis galten in den Augen der Justiz als Sachbeschädigung. 1997 wurde sie verhaftet und zu einer Geldstrafe verurteilt. Da hatte sie sich allerdings längst einen Namen gemacht und die großen Modemarken begannen sich für sie zu interessieren.  Für Kenzo gestaltete sie ein T-Shirt in limitierter Auflage. Auch für Louis Vuitton entwarf sie Designs. 2007 entwarf sie das Plakat für den Film „La fille coupé en deux“ von Claude Chabrol und die französische Poste produzierte im Jahr 2011 Briefmarken, die von ihren Schablonen-Werken inspiriert waren. Und auch den Weg ins Museum hatten ihre Arbeiten gefunden, die etwa im Victoria and Albert Museum in London ausgestellt wurden.

.

.

„Ich hatte großen Respekt vor ihrer Karriere“, sagt Christian Guémy alias C215, ein französischer Streetart-Künstler auf Twitter. „Die Mauern des 13. werden nie wieder dieselben sein“, beklagt er.

.

Ein weiterer Verrat an der Kunst von Banksy

Nun also Graz. Die Ausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ wird in den kommenden Monaten in der Hauptstadt der Steiermark gezeigt. Wahrscheinlich wird sie zu einem Publikumsmagneten, schließlich werden Werke von Banksy gezeigt, einem der wohl populärsten Künstler unser Zeit.

.

.

„An Unauthorized Exhibition“

Geworben wird mit dem Namen, der inzwischen zu einer Marke geworden ist. Dazu gehört auch die Aura des Geheimnisvollen – damit kokettieren auch die Macher der Ausstellung. Denn im Kleingedruckten ist zu lesen: „An Unauthorized Exhibition“. Im Klartext: Banksy hat weder an dieser Ausstellung mitgewirkt noch sie autorisiert hat.

In den Worten Kuratoren liest sich das dann so:

.

Er ist weltberühmt und dennoch ein Mysterium – Banksy, der in Bristol geborene und bis heute anonyme Graffiti-Künstler und Maler, der dafür bekannt ist, die Grenzen des Kunstmarktes in Frage zu stellen und der mit seinen Arbeiten seit Jahren für Furore sorgt. Nun kommt mit „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ eine brandneue Schau zu Ehren der Kunst-Ikone nach Deutschland und Österreich!

Zitat von der Seite „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“

.

Gezeigt werden Reproduktionen seiner Graffitis und angeblich auch einige Originale. Was mit im Zentrum steht bei dieser Wanderausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ wird allerdings schnell deutlich: es geht darum, Geld zu machen. Wer solch eine „offizielle“ Ausstellung bereits besucht hat, wird sich deshalb nicht über den üppig bestückten Shop am Ausgang wundern. Dort können allerhand Devotionalien erstanden werden. Wer davon wahrscheinlich nicht profitiert ist der Künstler selbst. Denn Banksy müsste seine Anonymität aufgeben, wollte er solche Ausstellungen verbieten. Also bleiben diese offensichtlichen Verletzungen des Urheberrechtes ungeahndet.

Schlimmer noch: mit solchen Ausstellungen wird die Kunst von Banksy verzerrt, ins Lächerliche gezogen und ihr Sinn wird völlig verdreht.

.

.

Bansky entzieht sich dem Kunstmarkt

Denn der Brite entzieht sich seit jeher dem Kunstmarkt – auch wenn er mittlerweile zu den gefragtesten Künstlern weltweit gehört. Seine Graffitis sind für die Allgemeinheit bestimmt, nicht für potente Sammler, nicht für Leute, die sich Tickets kaufen. Zum Ethos der Streetart gehört, dass sie Kunst an öffentlichen, öffentlich zugänglichen Plätzen sprüht. Ursprünglich sind die Graffitis gelebte Anarchie, weil sie sich nicht darum scheren, auch als Beschädigung oder Vandalismus angesehen zu werden.

Für Banksy ist auch der Kontext wichtig, in dem seine Werke stehen. Er bindet seine Graffits in die Umgebung ein. Wenn er etwa an einer Gefängnismauer einen Ausbrecher sprüht oder den Einwanderer Steve Jobs an die Wand in der Nähe eines Flüchtlingscamps in Calais auferstehen lässt. Dadurch, dass seine Werke aus diesem Kontext gerissen werden, werden sie auch entwertet – nicht mehr interpretierbar, nur noch zur schnöden Hülle.

Zum Kontext seiner Arbeiten gehört auch, dass sich Banksy einer kapitalistischen Verwertungslogik verweigert. Seine Arbeiten sollen allen gehören deswegen sprayt er sie auf Mauern. Das ist keine Nebensache, das ist die Essenz dieser Kunstform. Auch darüber setzt sich die Ausstellung hinweg. Die Macher der „unautorisierten Ausstellung“ wollen viel Geld verdienen – was sich auch tun. In Graz kostet der reguläre Eintritt am Wochenende 19 Euro. Es ist ein Irrtum zu glauben, dort gäbe es echte Kunst von Banksy zu sehen: Was es dort zu sehen gibt, ist das Gegenteil dessen, was Banksy im Sinn hat. Genau gesehen ist es der Verrat an seiner Kunst.

Infos zur Ausstellung:

.

Belgien gibt Nazi-Raubkunst zurück

Die Suche hat mehrere Jahre gedauert. Nun hat Belgien Gemälde aus den Königlichen Museen der Schönen Künste zurückgegeben. Das Werk war einem jüdischen Ehepaar während des Zweiten Weltkriegs gestohlen worden war. Nun soll auch eine Online-Forschungsarbeit zu 2800 anderen Werken ungewisser Herkunft gestartet werden.

.

.

Ein starkes Signal in der Kunstwelt

Der der zuständige Staatssekretär Thomas Dermine zeigte sich sehr zufrieden über die Rückgabe des Bildes. Es sei die erste Restitution der Königlichen Museen und sende ein starkes Signal, sagte er.

Das Gemälde „Blumen“ (1913) des deutschen Expressionisten Lovis Corinth hatte Gustav und Emma Mayer gehört, die sich auf der Flucht aus Deutschland in Brüssel niedergelassen hatten. Es wurde demnach von den Nationalsozialisten gestohlen und nach der Befreiung Brüssels den Königlichen Museen anvertraut, da die Besitzer nicht mehr bekannt waren. Durch jahrelange Recherchearbeit habe man die rechtmäßigen Eigentümer nun ermitteln können.

Eine Datenbank für die Suche nach Besitzern

Belgische Behörden richteten am Donnerstag zudem eine Online-Datenbank mit rund 2800 Kunstwerken ein, die dem Staat nach dem Zweiten Weltkrieg in die Hände fielen. Sie soll dabei helfen, mögliche rechtmäßige Besitzer der aus zweifelhafter Herkunft stammenden Werke zu ermitteln.

Gleichzeitig eröffneten die Königlichen Museen der Schönen Künste zwei Säle, einen zur Kontextualisierung von während des Krieges geplünderten Kulturgütern, den anderen zu Fragen des Kolonialismus und der Vielfalt. Letzteres steht im Mittelpunkt der Gemäldestudie von Rubens, die lange unter dem späten Namen „Têtes de Nègres“ bekannt ist und heute „Vier Studien eines Kopfes“ heißt.

Ein Imam spaltet Belgien

Einer der bekanntesten muslimischen Prediger darf nicht mehr einreisen. Ihm wird vorgeworfen, eine Gefahr für die nationale Sicherheit zu sein.

.

Der Imam Mohamed Toujgani soll bei einer Predigt im Jahr 2009 Hassreden gehalten haben.

.

Imam in der größte Moschee in Brüssel

Nach dem Freitagsgebet stehen die Gläubigen noch in kleinen Grüppchen vor der Al-Khalil-Moschee in Brüssel zusammen. Belangloser Klatsch und Tratsch werden ausgetauscht, doch immer wieder fällt auch ein Name: Mohamed Toujgani. Vier Jahrzehnte war der Mann Imam im größten islamischen Gotteshaus von Brüssel, über 3000 Menschen versammeln sich dort regelmäßig zum Gebet. Doch nun wurde der Prediger aus Belgien ausgewiesen, er stelle eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar, heißt es von Seiten der Behörden.

„Diese Beschuldigungen sind völliger Unsinn“, sagt ein Mann vor der Moschee. Der Imam habe immer den Frieden gepredigt. Andere Gläubige bestätigen diese Aussage, manche müssen ihre Antworten übersetzen lassen, sie sprechen nur Arabisch. Einig sind sich alle darin, dass die Ausweisung Mohamed Toujgani ein gezielter Angriff auf die Gemeinschaft der 400.000 Muslime in Belgien sei.

.

.

Molenbeek ist als „Terror-Hauptstadt“ verschrien

Welche neuen Erkenntnisse es inzwischen gegen den Imam gibt, ist nicht ganz klar. Ein Video macht die Runde, in dem der Prediger fordert, dass die „zionistischen Unterdrücker verbrennen“ müssten. Der Clip stammt allerdings aus dem Jahr 2009, jenem Jahr, als das israelische Militär eine blutige Offensive im Gazastreifen durchführte. Erinnert wird auch daran, dass Chakib Akrouh, einer der Attentäter vom 13. November in Paris, in die Al-Khalil-Moschee zum Beten kam. Seit den Anschlägen ist der Brüsseler Stadtteil Molenbeek, aus dem mehrere Täter stammten und in dem auch das Gotteshaus liegt, als eine Art „Terror-Hauptstadt“ verschrien. Dort leben knapp 100 000 Menschen und er gilt als Synonym für die gescheiterte Integration der Muslime, die sich eine Parallelwelt aufgebaut hätten.

Sorge bereitet den belgischen Behörden offensichtlich, dass sich die Gläubigen den Lebensstil ihres Imams zum Vorbild nehmen könnten. Obwohl Mohamed Toujgani seit 40 Jahren in Belgien lebt, spricht er weder Französisch noch Niederländisch. Er hat mehrere Frauen, von denen eine mit ihm in Belgien lebt. Der Imam ist die Inkarnation einer sehr konservativen, sunnitischen Glaubensrichtung, die er vehement predigt und die jede Integration in die belgische Gesellschaft ablehnt. Diese Interpretation des Korans wird auch in der an die Moschee angeschlossene Schule gelehrt. 500 Kinder bekommen dort Arabischunterricht, auch eine staatlich anerkannte Grundschule gehört zur Moschee. Finanziert wird der gesamte Komplex ausschließlich aus Spenden.

.

.

Ein typischer Vertreter seiner Generation

Mohamed Toujgani sei der typische Vertreter der Generation der ersten Imame, die nach Belgien kamen, erklärt Corinne Torrekens, Professorin für Politikwissenschaft in Brüssel und Spezialistin für zeitgenössischen Islam. Auch sie findet seine Interpretation des Korans überaus bedenklich, kann sich aber nicht vorstellen, dass er die große Gefahr darstelle, die die Behörden in ihm nun sehen. Auch kritisiert Corinne Torrekens, dass die Behörden keine konkreten Vorwürfe gegen Mohamed Toujgani vorbringen. Aufgelistet werden in den Sicherheitsberichten allerdings „zahlreiche Predigten, die zu Hass und Gewalt aufstacheln“ und die „die Verbreitung rassistischer oder diskriminierender Ideen gegen die jüdischen und schiitischen Gemeinschaften“ in Belgien.

Doch auch in der muslimischen Gemeinde regt sich Widerstand und nicht alle Gläubigen wollen mit dem umstrittenen Iman in einen Topf geworfen werden. Die Exekutive der Muslime Belgiens betonte in diesen Tagen ausdrücklich, dass der Entzug der Aufenthaltserlaubnis für Mohamed Toujgani eine „ausschließlich private Angelegenheit“ sei. Zudem gebe es „keine Autoritätsbeziehung zu den Imamen“ der Al-Khalil-Moschee. Längst hat der der Streit auch die Politik erreicht. Migrations-Staatssekretär Sammy Mahdi, der für die Ausweisung verantwortlich zeichnet, sah sich sogar gezwungen, in der Zeitung „Le soir“ einen offenen Brief zu veröffentlichen. Zuvor war der 33-Jährige, der einen irakischen Vater hat, von vielen Muslimen als Verräter beschimpft und bedroht worden. „Hätte ich die Berichte der Sicherheitsdienste ignorieren sollen, weil meine Wurzeln bis nach Bagdad reichen?“ fragt Sammy Mahdi. Die Angriffe auf ihn kamen sogar aus der eigenen, konservativen Partei. Ahmed El Khannouss, ehemaliger Gemeinderat in Molenbeek, hatte Sammy Mahdi auf Facebook vorgeworfen, den extremen Rechten Konkurrenz machen zu wollen. Der Lokalpolitiker hat sich inzwischen von seinen Aussagen distanziert – allerdings erst, als im angedroht wurde, aus der Partei ausgeschlossen zu werden.

Belgien zahlt seinen Bürgern 100 Euro

Die Kosten für Gas und Strom steigen steil an. Nun hat die Regierung in Brüssel reagiert. Belgien entlastet Haushalte wegen der hohen Energiepreise mit einer Einmalzahlung von 100 Euro.

.

.

Ein „Kaufkraft-Booster“ für Belgien

Die Regierung beschloss auch, die Mehrwertsteuer für Elektrizität vorübergehend zu senken. Premierminister Alexander De Croo nannte die Maßnahmen einen „Kaufkraft-Booster“. Konkret wird die Mehrwertsteuer für Strom ab März bis Ende Juni von 21 auf 6 Prozent gesenkt und allen Haushalten werden einmalig 100 Euro ihrer Stromrechnung erlassen. Zudem wird demnach ein besonderer Sozialtarif für Haushalte mit niedrigem Einkommen bis Ende Juni verlängert. Insgesamt kosteten die Maßnahmen etwa 1,1 Milliarden Euro. Neben Belgien haben auch andere europäische Länder Maßnahmen ergriffen, um Verbraucher vor den seit letztem Jahr stark angestiegenen Energiepreisen zu schützen.

Nicht alle finden die Maßnahmen in Belgien gut. Ökonomen kritisieren, dass die Zahlungen den Haushalt zu sehr belasten.

.

Ausschreitungen bei Querdenker-Demo in Brüssel

Die Stimmung war von Anfang an aufgeheizt. Die Polizei war allerdings gerüstet. Die Proteste gegen die Corona-Beschränkungen in Brüssel sind an ihrem Ende in Gewalt umgeschlagen.

.

Die Teilnehmer sehen sich in einer Diktatur – demonstrieren dürfen sie aber dennoch!

.

Die Demo schlägt in Gewalt um

Mehrere Hunderttausend Menschen hätte an dem Protest in Brüssel teilgenommen, sagen die Veranstalter. Diese Zahl wird auch von den Querdenkern in den sozialen Netzwerken übernommen. Die Polizei spricht allerdings nur von etwa 50.000 Teilnehmern aus dem In- und Ausland – was der Wahrheit sehr nahe kommen dürfte.

Nach einem ruhigen, aber gespannten Beginn des Demozuges vom Nordbahnhof in Richtung Europaviertel, kam es immer wieder zu kleinen Scharmützeln. Einige Teilnehmer warfen Steine und Feuerwerkskörper, die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein. Die Gewalt war so vehement, dass sich die Einsatzkräfte gezwungen sahen, in einer U-Bahnstation Schutz zu suchen. Am Ende wurden 70 Demonstranten festgenommen. Bei den Ausschreitungen wurde die gläserne Eingangstür zum Sitz des EU-Außenbeauftragten eingeschlagen. Borrell verurteilte die „Zerstörung und sinnlose Gewalt“.

.

Ausschreitungen bei der Demo in Brüssel

.

Teilnehmer aus ganz Europa

Zu der Demonstration hatten unter anderem die Bewegungen World Wide Demonstration for Freedom und Europeans United for Freedom aufgerufen. Sie luden ausdrücklich auch Menschen aus anderen EU-Staaten ein, sich dem Protest anzuschließen. Teilnehmer schwenkten unter anderem polnische, niederländische und rumänische Flaggen. Auch aus Deutschland waren Menschen angereist und schwenkten ein Transparent auf dem stand, dass die „rote Linie“ erreicht sei. Die aus Frankreich angereisten Gruppen skandierten Parolen und forderten den Rücktritt von Staatspräsident Emmanuel Macron.

.

.

Belgiens Premier verurteilt die Ausschreitungen

Die Demonstranten trugen Transparente mit Parolen gegen den belgischen Regierungschef Alexander De Croo. Sie kritisierten zudem den Corona-Pass, mit dem in Belgien in zahlreichen öffentlichen Einrichtungen eine Corona-Impfung oder ein negativer Test nachgewiesen werden müssen. „Die Meinungsfreiheit gehört zu den Grundlagen unserer Gesellschaft“ und jeder dürfe seine Meinung frei äußern, erklärte De Croo. „Aber unsere Gesellschaft wird niemals blinde Gewalt akzeptieren und erst recht nicht gegen unsere Polizeikräfte.“

.

.

Belgien vor einem Corona-Tsunami

In Belgien war die Zahl der täglichen Neuinfektionen in der vergangenen Woche auf mehr als 60.000 gestiegen. Die Behörden sprachen daher von einem Corona-„Tsunami“. Wegen des meist milderen Verlaufs bei einer Infektion mit der dominierenden Omikron-Variante und der hohen Impfrate ist das belgische Gesundheitssystem jedoch nicht so stark belastet wie während früherer Corona-Wellen. Regierungschef De Croo hatte daher am Freitag mitgeteilt, dass Restaurants und Bars ihre Öffnungszeiten wieder verlängern dürften. Diskotheken müssten allerdings weiterhin geschlossen bleiben.

Stromae auf geheimer Mission in Brüssel

Große Aufregung am Parc du Cinquantenaire in Brüssel. Die Passanten fragten sich, weshalb all die Sicherheitsabsperrungen aufgebaut waren. Die Lösung: Stromae drehte ein Musikvideo.

.

.

Die Suche nach Tänzern via Instagram

Ganz überraschend kam derAuflauf allerdings nicht. Eine Ankündigung für ein Casting hatte vor wenigen Tagen Marion Motin gemacht, eine französische Choreografin, mit der der Sänger bereits früher zusammengearbeitet hatte. Sie ist der Kopf hinter den Choreografien in den Clips von Papaoutai und All the same. Sie begleitete Stromae auch auf seiner Racine-Carrée-Tournee. Marion Motin suchte über Instagram nach mehreren Tänzern, die im Januar in Brüssel verfügbar waren.

.

.

Das Auftritt bleibt noch ein Geheimnis

Zu sehen gab es freilich wenig am Freitag. Es waren zu viele Zäune und auch zu viele Polizisten, die alles abriegelten. Manche der Passanten glaubten, den Rhythmus der Single „L’Enfer“ wiedererkannt zu haben, die der Star vor einigen Wochen im französischen Sender TF1überraschend und auch ziemlich spektakulär vorgestellt hatte. Dass es sich aber tatsächlich um einen Clip zu seinem neuen Song handeln könnte, war allerdings recht unwahrscheinlich. Denn er hat bereits ein Video dazu auf Youtube gepostet, das inzwischen weit über 14 Millionen Aufrufe hat.

.

.

Also bleibt der Auflauf im Parc du Cinquantenaire vorerst ein Geheimnis.

Stromae antwortet im Interview mit neuem Song

Stromae ist mehr als ein Sänger. Dass er ein besonderer Künstler ist, hat der Belgier in einem Interview mit dem französischen Sender TF1 bewiesen.

.

.

Musik als Lebensretter

Ob die Musik ihm geholfen habe, sich von der Einsamkeit zu befreien, fragte die Journalistin Anne-Claire Coudray den Künstler. Stromae begann daraufhin, zu singen: „Ich bin nicht alleine damit, einsam zu sein.“ Es war das erste Mal, dass er seine neue Single „L’Enfer“ präsentierte. In dem Lied, das auf Deutsch übersetzt „Die Hölle“ heißt, singt Stromae von Suizidgedanken.

Es ist bereits die zweite Single, die der 36 Jahre alte Musiker in den vergangenen Monaten veröffentlicht hat. Im Oktober brachte er nach jahrelanger Pause den Titel „Santé“ heraus, der ein Tribut an Arbeiterinnen und Arbeiter ist. Am 4. März soll sein neues Album „Multitude“ erscheinen.

.

.

Ein neuer Song als Antwort

Alles habe ganz „normal“ angefangen, erzählt Stromae wähend des Interviews. „Normal“ ist ein Wort, das immer wieder in den Antworten des Künstlers, als er über seine überraschende Pause vor sieben Jahren spricht. „Ich musste einfach Dinge erleben. Ich habe geheiratet, ich habe ein Kind bekommen, das jetzt drei Jahre alt ist. Das Leben auf Tour hingegen ist nicht sehr interessant, naja, es ist ein Sommercamp. Wir erleben aber keine normalen Dinge.“

Sechs Jahre war Stromae praktisch abgetaucht. Um das Verschwinden des belgischen Musikers ranken sich viele Gerüchte. Die offizielle Version: wegen der Einnahme eines Malaria-Medikamentes während einer Konzerttour 2015 durch Afrika litt er plötzlich unter Angstzuständen. Es war damals das jähe Ende der Tournee mit dem bereits legendären Album „Racine Carrée“, das über drei Millionen Mal verkauft wurde. Der musikalische Marathon führte ihn im Jahr 2015 quer durch Europa, Nordamerika, Brasilen und Afrika. Damals spielte er an 209 Abenden vor über 1,6 Millionen Menschen, bevor er am Ende seiner Kräfte in Ruanda die Tour abbrechen musste. Das ostafrikanische Land ist auch die Heimat seines Vaters, der die Familie einst verlassen hatte, von Belgien nach Afrika zurückkehrte und im Jahr 1994 während des Völkermordes in Ruanda getötet wurde. Um dieses Trauma zu verarbeiten hatte Stromae den Welterfolg Papaoutai (Papa, wo bist Du) geschrieben. Der Sänger hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass die Tournee für ihn die Hölle und er physisch und psychisch am Ende gewesen sei.

.

.

Die Rückkehr ist auch eine Standortbestimmung

Die Erwartungen an Stromae, der mit bürgerlichem Namen Paul Van Haver heißt, sind allerdings von allen Seiten sehr hoch geschraubt. Für das neue Album seinem dem Künstler eine Million Euro Minimum für die Veröffentlichung garantiert.

Für Stromae ist die Rückkehr auf die Bühne auch eine Art Standortbestimmung. Viele seiner jungen Fans, vor allem beim Festival Les Ardentes in Lüttich, werden ihr Idol zum ersten Mal überhaupt mit eigenen Augen sehen.

.

.

Mit seinen 36 Jahren zählt Stromae zu den Veteranen einer inzwischen sehr populären belgischen urbanen Musikszene, deren Pate der Sänger mit seinen Welterfolgen einst war. Allerdings hat sich in den Jahren seines Verschwindens auch die Musik, eine Mischung aus Rap, Elektro und afrikanischen Klängen, rasant weiterentwickelt. Er habe „nie wirklich aufgehört Musik zu machen“, sagte Stromae, in einem seiner wenigen Interviews. Und das klingt wie ein Beschwörung, die alle Kritiker angesichts seines Comebacks zum Schweigen bringen soll.