Ein Garten Eden im Großstadt-Dschungel

Frisches Gemüse mitten aus der Großstadt – in Paris ist das kein Problem. Auf dem Dach einer Messehalle in Porte de Versailles werden Bioprodukte angebaut.

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Erdbeeren vom Dach – die Bio-Produkte werden vor allem an Restaurants verkauft

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Salat, Thymian, Tomaten – alles vorhanden

Das Summen der Bienen ist nicht zu hören. Der nie versiegende Straßenlärm drängt zwischen den Häusern unaufhörlich nach oben und legt sich wie ein monotoner Klangteppich sanft über alle anderen Geräusche. Dieses nicht unangenehme Grundrauschen ist die ideale Begleitmusik für diese surreale Welt auf dem Dach der Halle 6 im Messezentrum Porte de Versailles in Paris. Auf fast 15.000 Quadratmetern entsteht hier ein moderner Garten Eden. Aus hohen Plastiksäulen sprießen Erdbeerpflanzen, deren Früchte appetitlich rot in der Sonne leuchten, daneben wächst Salat, Mangold, Pfefferminze oder Thymian und dazwischen stehen kleine Tomatenstauden.

Die größte Stadt-Farm Europas

Sophie Hardy hat einen eher pragmatischen Blick auf das üppige Grüne. „Wir nutzen im Moment etwa ein Drittel der möglichen Fläche“, sagt die Betriebsleiterin des Unternehmens Nature Urbaine, das die Anlage betreibt. „In den kommenden beiden Jahren werden wir den Rest des Daches bepflanzen.“ Weil sehr viel Gemüse und Früchte in dann fast 2000 vertikalen Säulen angebaut wird, wird sich die Anbaufläche am Ende auf 80.000 Quadratmeter erstrecken – und das Projekt ist damit die größte Stadt-Farm Europas.

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Die Betriebsleiterin Sophie Hardy

Urban Gardening liege im Trend, erklärt Sophie Hardy. „Die Menschen achten mehr darauf, was sie essen. Es soll biologisch sein und möglichst regional oder lokal angebaut werden.“ Aus diesem Grund wurde bei der Sanierung der Halle 6 des Pariser Messezentrums beschlossen, auf dem Dach die Farm zu installieren und in diesem Frühjahr in Betrieb zu nehmen. Um Gewicht zu sparen, werden Hydrokulturen und leichtes Substrat eingesetzt. Das hat allerdings einen kleinen Nachteil: weil die Pflanzen nicht in normaler Erde wachsen, bekommen sie nicht das französische Bio-Siegel. „Wir verwenden keine Insektizide oder andere Chemikalien“, versichert Sophie Hardy, „unsere Produkte sind also auch zu 100 Prozent bio.“ Am Ende werde die Farm jeden Tag „1000 Einheiten“ produzieren, sagt sie, das sei ein Kilo Gemüse und eine Schale Früchte oder einen Bund frische Kräuter.

Restaurants schätzen die kurzen Lieferwege

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Aus solchen Säulen wachsen die Pflanzen

Die edlen Restaurants und Hotels rund um das Messezentrum Porte de Versailles haben den Vorteil der kurzen Lieferwege und natürlich den enormen Werbewert erkannt. Sie werden den Großteil der Ernte der Dachgärtner abnehmen, die sich je nach Saison im Laufe eines Jahres ständig verändern wird. Da im Moment wegen der Corona-Sperren allerdings noch alle Gastronomiebetriebe geschlossen sind, haben sich die Verantwortlichen von Nature Urbaine entschieden, die Produkte dieses ersten Frühjahrs an die Anwohner im 15. Arrondissement von Paris zu verkaufen. So werden Gemüsekisten zusammengestellt, die über das Internet für 15 Euro bestellt und jeden Abend vor dem Rathaus des Stadtteils abgeholt werden können.

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Die Anwohner sind eingeladen mitzumachen

Zum Konzept des Urban Gardening gehört in diesem Fall allerdings auch, dass die Menschen mitmachen sollen. „Wir haben knapp 140 Parzellen, wo die Anwohner anbauen können, was sie wollen – solange es legal ist“, sagt Sophie Hardy lachend und zeigt auf eine Reihe von Hochbeeten, von denen jedes etwa zwei Quadratmeter misst. 320 Euro pro Jahr kostet eine Parzelle, darin inbegriffen sind auch zwei Mal wöchentlich die Tipps von Profis an die Hobbygärtner. Zudem haben die Beete ein automatisches Bewässerungssystem, was vor allem im Hochsommer das leidige Wasserschleppen und nach dem Urlaub einige vertrocknete Überraschungen erspart. Der Drang der Städter, sich zumindest ein kleines Stück Natur zu erobern und mit den eigenen Händen in der Erde zu graben ist enorm. Schon nach wenigen Tagen waren fast alle Parzellen vermietet.

„Der Wind ist unser Feind“

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Tomaten lieben keinen Wind

Trotz einer ausgeklügelten Planung müssen die Macher von Nature Urbaine in den ersten Monaten allerdings auch mit unerwarteten Problemen kämpfen. „Der Wind ist unser Feind“, sagt Sophie Hardy. Es gefalle nicht allen Pflanzen auf dem Dach hoch über der Stadt, dass ständig an ihnen herumgezerrt wird. „Wir haben dafür noch keine endgültige Lösung, aber wir arbeiten daran.“ Was die Betriebsleiterin noch mehr erstaunt: „Es gibt hier oben keine Insekten, die die Blüten der Pflanzen bestäuben könnten.“ Die Gründe liegen auf der Hand: das 15. Arrondissement von Paris ist sehr dicht bebaut, wirklich großen Parks mit blühenden Wildpflanzen sucht man vergebens und in unmittelbarer Nähe des Messegeländes verläuft die Périphérique, die große Stadtautobahn.

Keine Insekten auf dem Dach

Die Situation verbessere sich aber von Woche zu Woche. „Je mehr blühende Pflanzen wir haben, desto mehr Insekten sind zu finden“, beschreibt Sophie Hardy sichtlich zufrieden den Fortschritt, der allerdings eher im Schneckentempo vorangeht. Um der Natur etwas unter die Arme zu greifen, wurde zu Testzwecken ein Bienenstock auf dem Dach platziert. Und so schwirren die fleißigen Helfer inzwischen eifrig zwischen den Säulen mit den blühenden Erdbeerpflanzen umher. Angesichts dieses ersten Erfolges werden dem ersten Bienenvolk noch weitere folgen.

Noch kein Städtetrip nach Paris – aber Hoffnung für den Urlaub im Sommer

Der Städtetrip nach Paris über Pfingsten fällt flach. Trotz vieler Erleichterungen in der Corona-Krise, bleiben die Grenze zu Deutschland noch geschlossen. Allerdings macht der Premierminister für den Sommer Hoffnung für die Urlauber – auch aus dem Ausland. Fakt ist: In weiten Teilen können Touristenunterkünfte wie Campingplätze oder Ferienhäuser für Urlauber bald wieder öffnen. In den als grün eingestuften Gebieten sei das ab dem 2. Juni möglich, kündigte Frankreichs Premier Édouard Philippe an. 

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Die Bistros dürfen in Frankreich wieder öffnen – in Paris allerdings nur der Außenbereich

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Lockerung der Corona-Auflagen

Die Franzosen können wieder ins Restaurant gehen und sich im Park in die Sonne legen. Premierminister Edouard Philippe kündigte weitere Lockerung der Corona-Auflagen an. Allerdings gelten diese erst nach Pfingsten. Grund für die Erleichterungen sind die deutlich langsamer steigenden Infektionszahlen. Doch der Regierungschef warnte die Franzosen vor zu viel Übermut: „Der Virus ist noch nicht besiegt.“

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Noch keine Einreise nach Frankreich möglich

Die Touristen aus Deutschland müssen sich allerdings noch gedulden. Zwar werden die Reisebeschränkungen für die Franzosen aufgehoben, das gilt allerdings nicht für EU-Bürger. Seit Ende der Ausgangssperre am 11. Mai können sich die Franzosen mit wenigen Ausnahmen bislang nur im Radius von 100 Kilometern um ihren Wohnort bewegen. Reisen aus Deutschland nach Frankreich werden wahrscheinlich erst ab dem 15. Juni wieder möglich sein, wenn die Grenzen wieder geöffnet werden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Einreise auf wenige Ausnahmen beschränkt und war nur mit einem triftigen Grund möglich. Frankreich setzt sich dem Premier für die Aufhebung der Einreisebeschränkungen für EU-Bürger ab dem 15. Juni ein.

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Am 28. Juni will die Regierung in Paris dann die Lage neu bewerten und über das weitere Vorgehen entscheiden. Dann dürften auch Aussagen dazu möglich werden, ob und wie ein Urlaub in Frankreich möglich sein wird.

Eine besondere Situation in Paris

Vorerst gilt, dass bis Ende Juni nun auch die seit Monaten geschlossenen Restaurants, Bars und Cafés wieder öffnen dürfen – wenn sie die Hygieneregeln befolgen. Einschränkungen gibt es allerdings noch immer in Paris und der Region um die Millionenmetropole, die besonders von der Corona-Pandemie betroffen sind. Dort dürfen vorerst nur die Außenbereiche öffnen. Für große Erleichterung sorgt in Paris aber die Öffnung der  Parks und öffentlichen Gärten, für die sich die Stadtverwaltung eingesetzt hatte. Dazu gehören etwa auch die berühmten Tuilerien am Louvre.

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Gute Nachrichten für die Pendler

Gute Nachrichten auch für die Pendler im deutsch-französischen Grenzgebiet. Dort entspannte sich die Lage der Regierung zufolge: Die Region gehörte bisher zu den „roten“ Risikozonen und wird nun zum „grünen“ Gebiet. Erhöhte Wachsamkeit gilt vor allem noch im Pariser Großraum. Das Gebiet mit zwölf Millionen Bewohnern wechselt von „Rot“ zu „Orange“. In den „grünen“ Gebieten können auch Theater und Konzertsäle sowie Fitnessstudios unter Auflagen öffnen. Für Kinos soll dies erst ab Ende Juni möglich sein.

Urlaub in Frankreich – ein kleiner Ausblick auf eine unsichere Lage

Frankreich gehört in Europa zu den am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder. Fast 30.000 Menschen sind dem Virus bereits zum Opfer gefallen. Nun rückt die Ferienzeit näher und nicht nur die Franzosen fragen sich, ob ein Urlaub in diesen Zeiten überhaupt möglich ist.

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Die Bistros in Paris sind geschlossen – wann sie öffnen können ist mehr als ungewiss.

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Franzosen sollen im Land bleiben

Nach der Vorstellung der Regierung sollen die Menschen in Frankreich diesen Sommer vor allem heimische Touristenziele anpeilen. Derzeit sei ein Urlaub im Ausland nicht zu empfehlen, sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian unlängst. Man müsse abwarten, wie sich die Lage entwickelt und hoffe, dass Urlaub in Europas bald wieder möglich sei.

Im Moment ist es den Franzosen verboten, sich weiter als 100 Kilometer von ihrem Zuhause zu entfernen. Im Fernsehen laufen aus diesem Grund Sendungen, die Ausflugstipps geben. Das Einhalten der Regelung wird streng kontrolliert. Der Außenminister unterstrich, dass es wohl erst Mitte Juni möglich ist, eine Prognose zu wagen, inwieweit man die Grenzen in Europa wieder öffnen kann.

Viele Strände sind wieder offen

Bis Ende Juni soll ein Großteil der Touristenziele in Frankreich wieder öffnen. Einige Strände am Atlantik und am Mittelmeer sind bereits wieder zugänglich – allerdings gelten dort strenge Regeln. Auch wer hier gegen die Auflagen verstößt, hat mit empfindlichen Strafen zu rechnen.

Große Museen hoffen auf den Juni

Die Regierung will Ende dieser Woche einen Ausblick zu den weiteren Entwicklungen geben. Große Museen wie der Louvre in Paris hoffen, Mitte Juli wieder aufmachen zu können. Kleinere Museen dürfen schon wieder Besucher empfangen. Cafés und Restaurants in Frankreich können eventuell ab dem 2. Juni in den Regionen wieder öffnen, in denen das Virus weniger verbreitet ist. In Paris dürfte das aber nicht der Fall sein.

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Der Sonderfall Paris

Paris ist ein Sonderfall. Die Stadt wird jedes Jahr von rund 35 Millionen Menschen besucht – liegt aber in einer sogenannten „roten Zone“. Das heißt, dass noch ziemlich viele Neuinfektionen durch das Corona-Virus zu verzeichnen sind. Aus diesem Grund haben in der Millionenstadt auch noch immer die Bistros. Restaurants und Hotels geschlossen. Auch die Parks sind nicht zugänglich, was von der Bürgermeisterin Anne Hidalgo schwer kritisiert wird.

Urlaub in Frankreich

Für Touristen aus Deutschland gilt im Moment, dass sie nicht nach Frankreich einreisen dürfen. Eine Urlaubsreise ist kein Grund, die Grenze zu überqueren. Zwar wird nicht mehr so scharf kontrolliert wie am Anfang, aber er ertappt wird, wird rigoros zurückgeschickt. Allerdings geht man davon aus, dass diese Restriktion noch im Juni aufgehoben wird. Dann werden wohl auch die Reisewarnungen aus Deutschland für andere Länder fallen.

Furcht vor der „zweiten Welle“

Das Problem ist, dass nicht abzusehen ist, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickeln wird. Das wird von den Zahlen der Neuinfektionen abhängen, da Frankreich – ebenso wie viele andere Länder in Europa – eine „zweite Welle“ befürchten. Wahrscheinlich ist, dass ein Urlaub in den grünen Zonen (das wird vor allem die Küste sein) möglich sein wird. Unter welchen Bedingungen das geschieht, ist allerdings fraglich.

Unsichere Aussichten in Paris

Für Paris sieht die Lage wesentlich schlechter aus. Dort dürfte es noch bis weit in den Juni hinein dauern, dass die Restaurants ihren Betrieb wieder aufnehmen können. Möglich ist, dass eventuell die Außenterrassen schneller wieder aufmachen dürfen – allerdings werden dann strenge Sicherheitsregeln gelten. Auch ist nicht abzusehen, wann die Hotels wieder öffnen. Für Ferienwohnungen gilt dasselbe.

Große Tristesse in der Stadt der Liebe

Verrammelte Bistros, geschlossene Museen und leere Luxus-Boutiquen – Paris bietet in der Corona-Krise ein Bild des Jammers.

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Die Bistros in Paris sind noch immer geschlossen.

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Paris liegt in der roten Zone

Paris liegt in der roten Zone. In Zeiten von Corona ist das ein sehr schlechtes Zeichen. Während in anderen Teilen Frankreichs – den grünen Zonen – die Menschen seit einigen Tagen wieder an den Stränden flanieren dürfen, bleiben in der Hauptstadt sogar die beliebten Parks geschlossen. Die Regierung befürchtet, dass an sonnigen Tagen die Leute zu zehntausenden in die Grünanlagen strömen könnten, weil sie zumindest ein kleines Stückchen der neuen Freiheit genießen möchten. Das Virus hätte dann keine Probleme, sich auszubreiten.

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Strikte Regeln in Zeiten von Corona

Über zwei Monaten waren die Franzosen praktisch kaserniert und durften nur in Ausnahmefällen und mit Passierschein ihre Wohnung verlassen. Dennoch hat die Pandemie bis zu diesem Zeitpunkt fast 30.000 Menschen im Land das Leben gekostet. Inzwischen sinken die Zahlen der Neuinfizierten fast täglich – im Ballungsraum Paris verharren sie allerdings auf hohem Niveau. „Wir sind im Krieg“, hatte Präsident Emmanuel Macron am 16. März erklärt, als er in einer dramatischen TV-Ansprache eine zunächst zweiwöchige Ausgangssperre verhängte, die dann mehrfach verlängert wurde.

Die Bistros kämpfen ums Überleben

Längst haben die Bistro-Besitzer in der Hauptstadt die Hoffnung aufgegeben, bald wieder ihre Tische auf die sonnenbeschienenen Terrassen zu stellen. Hinter den Glasfenstern der Cafés stapeln sich die Mitte März eilig zusammengeräumten Stühle, dazwischen stehen vertrocknete Pflanzen. Ein Bild, das an Tristesse kaum zu überbieten ist. Manche Wirte nutzen die Zeit, ihre Lokale zu renovieren. „Ich habe nun alles drei Mal geputzt und die Küche umgebaut“, klagt der Betreiber eines kleinen Restaurants unweit der Oper, „ich weiß nicht, was ich noch machen soll.“ Seinen Abholservice hat er wieder eingestellt, denn er weiß nicht, für wen er kochen könnte. 36 Millionen Touristen, vor allem aus Asien, besuchen die Metropole an der Seine jedes Jahr, doch nun ist die Stadt wie leergefegt.

Die Lebenslust und Leichtigkeit verloren

Auf den Champs-Élysées stehen sich die Verkäufer in den berühmten Luxus-Boutiquen die Beine in den Bauch. Kunden? Fehlanzeige! „Ich erkenne Paris nicht wieder“, sagt ein livrierter Türsteher vor dem edlen Geschäft von Cartier im Schatten des Arc de Triomphe. Das Corona-Virus hat sich wie Mehltau über die Stadt gelegt. Wer französische Leichtigkeit und Lebenslust sucht, der ist im Moment in Paris an der falschen Stelle.

Eine kleine Schwanen-Idylle mitten in Paris

Die beiden Tiere ziehen in einem Kanal mitten in der Stadt ihre Küken groß. Doch der Besucherandrang hat auch seine negativen Seiten.

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Die Schwäne sind in Paris zu einer Attraktion geworden

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Ein kleiner Lichtblick in Zeiten von Corona

In Paris sorgt ein tierisches Glamour-Paar überraschend für Aufsehen. Auf dem Canal de L’Ourcq, der sich schnurgerade durch das 19. Arrondissement zieht, brütet eine Schwanen-Familie. Seit in diesen Tagen die ersten Küken aus den insgesamt sieben Eiern geschlüpft sind, reist der Strom der Neugierigen nicht mehr ab. Für viele Passanten ist die kleine Idylle in den tristen Corona-Zeiten ein kleiner Lichtblick. Unter dem freudigen Gelächter der Zuschauer macht sich der tapsige Nachwuchs inzwischen dran, in Watschelschritten das kleine künstliche Floß zu erkunden, auf dem die Eltern ihr Nest gebaut haben. „Das ist so schön“, bricht es angesichts der flauschigen Baby-Schwäne aus einem Mann heraus und er umarmt überschwänglich seinen Partner.

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Odette und Siegfried – die Stars von Paris

Und auch der der Bürgermeister des 19. Arrondissements, François Dagnaud, zeigt sich gerührt. Als am Mittwoch die ersten beiden Küken aus den Eiern schlüpfen, schreibt er auf Twitter: „Wenn das Leben die Oberhand gewinnt – unter den gerührten Blicken wohlwollender Anwohner.“ Die Natur in der Stadt, so der Lokalpolitiker weiter, das seien „bewegende Momente“. Und weil Menschen dazu neigen, sympathischen Wesen Kosenamen zu geben, heißen die beiden Eltern-Schwäne nun Odette und Siegfried – eine Anlehnung an das Ballett „Schwanensee“.

Die Natur erobert sich (etwas) die Stadt zurück

Für den Bürgermeister sind die brütenden Vögel auch ein Zeichen dafür, dass selbst die kleinen Maßnahmen zur Renaturierung des Kanals mitten in der Millionenmetropole in die richtige Richtung gehen. Erst im Februar war das knapp 35 Quadratmeter große Floß aus Schilf im Canal de L’Ourcq festgemacht worden. Es soll als eine Art „Hotel“ für die Tiere, Pflanzen und verschiedene Insekten dienen. An anderen Stellen in den Kanälen, die die Stadt durchziehen und auch in der Seine selbst, seinen solche Micro-Biotope bereits getestet worden.

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Alte Plastiktüten als Nistmaterial

Der aktuelle Bruterfolg der Schwäne scheint dem Bürgermeister Recht zu geben, allerdings nimmt die Symbiose von Zivilisation und Natur auch wunderliche Wendungen. Die beiden Elternvögel haben ihr Nest nicht nur aus Tang und Gras, sondern zum Teil auch aus alten Plastiktüten und McDonald’s-Verpackungen gebaut. Zudem hat der Andrang der Schaulustigen auch negative Seiten. Vertreter der Tierschutzgruppe Paris Animaux Zoopolis (PAZ) warnen davor, dass die Leute die Vögel bei der Aufzucht der Jungen stören oder sogar Unbefugte in böser Absicht das Floß besteigen können. Aus diesem Grund wurde inzwischen ein mannshoher Zaun errichtet, der die Passanten auf Abstand halten soll.

Die Tierschützer gehen aber noch weiter. Sie plädieren dafür, in einem toten Seitenarm des Kanals für die in der Stadt heimischen Tiere ein extra Schutzgebiet abzusperren, zu dem die Menschen keinen Zutritt haben. Pénélope Komitès, in Paris zuständig für Biodiversität, halt das für eine gute Idee. „Wir arbeiten dran“, lässt sie via Twitter wissen.

Frankreich schließt wegen Corona wieder einige Strände

Kaum sind die Strände in Zeiten von Corona geöffnet, sind sie auch schon wieder geschlossen. Der Grund: die Besucher halten sich nicht an die Regeln.  

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Die Menschen halten sich nicht an die Corona-Regeln

Im Département Morbihan waren die Strände bei Damgan, Erdeven und Billiers nur wenige Tage für die Besucher zugänglich. Nun hat die Präfektur einen Erlass veröffentlicht, der die Öffnung wieder rückgängig macht. In einem auf der Website der Stadt veröffentlichten Brief begründet der Bürgermeister seine Entscheidung, den großen Strand zu schließen.

Jean-Marie Labesse schreibt, dass „Beamte, die die Besucher aufforderten, die Regeln einzuhalten beleidigt wurden. Die Anweisungen im Rahmen der Corona-Vorschriften wurden nicht eingehalten. Trotz eines Verbotes gingen die Leute schwimmen, angelten oder legten sich in der Sonne an den Strand.“

Der Bürgermeister bedauert die Entscheidung.

„Ich weiß, dass ich einen großen Teil der Bevölkerung bestrafe, der die Regeln einhält. Aber es ist deutlich geworden, dass wie die von der Regierung festgelegten Regeln an den Stränden nicht durchsetzen können“.

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Und er ergänzt:

„Wir sollten keine zweite Corona-Welle riskieren. Aus gesundheitlicher Sicht wäre dies dramatisch und für die Touristensaison katastrophal. Am Wochenende wird die Polizei aufpassen, damit die Verbote durchgesetzt werden.“

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In Saint-Malo schließen wir die offenen Strände nicht. Die Verantwortlichen fordern jedoch von den Besuchern mit Nachdruck, sich an die Regeln zu halten. Zudem muss nun auch in der Innenstadt eine Maske getragen werden. Diese Regelung gilt vorerst bis zum 2. Juni.

Strände in Frankreich werden langsam wieder geöffnet

Im Zuge der gelockerten Corona-Auflagen in Frankreich haben erste Strände wieder geöffnet. An den beliebten Atlantik-Stränden von La Baule und Pornichet ist das Baden, Spazieren gehen oder Joggen seit Mittwoch wieder erlaubt, wie die Präfekturen mitteilten. Weitere Strände am Mittelmeer oder am Ärmelkanal sollen bis zum Wochenende folgen.

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„Aktiver“ Aufenthalt aber kein Sonnenbad

An den Stränden ist bisher nur ein „aktiver“ Aufenthalt erlaubt. Sonnenbaden oder Picknicks bleiben dagegen untersagt. Damit sollen Menschenansammlungen vermieden werden. Die französische Atlantikküste ist von dem neuartigen Coronavirus deutlich weniger betroffen als der Nordosten des Landes.

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So wie in dem kurzen Filmchen in den Tweet – oder so ähnlich – könnte es in ein paar Tagen an Frankreichs Stränden wieder aussehen:
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Die Wallfahrtsstätte in Lourdes öffnet wieder die Tore

Am Samstag soll auch das katholische Heiligtum im südwestfranzösischen Lourdes wieder für erste Pilger aus der Region öffnen. Die Wallfahrtsstätte hatte Mitte März erstmals in ihrer Geschichte geschlossen. Allerdings wurde von der Kirche während der gesamten Zeit der Schließung ein Gottesdienst angeboten, den die Gläubigen verfolgen konnten. Übertragen wurde er via Youtube.

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Parks in Paris bleiben weiter geschlossen

Die Menschen in Paris müssen sich allerdings noch etwas gedulden. In der Hauptstadt bleiben Parks und öffentlichen Gärten noch bis mindestens Anfang Juni geschlossen, wie eine Regierungssprecherin mitteilte. Bürgermeisterin Anne Hidalgo hatte sich für eine sofortige Öffnung stark gemacht und eine Maskenpflicht in den Parks angeregt.

„Man kann die Metro nehmen, aber nicht in einem Park spazieren gehen“, sagte sie am Mittwoch dem Sender BFMTV. Paris sei eine sehr dicht besiedelte Stadt, die Menschen würden ohne Grünflächen auf die Fußgängerwege gedrängt, argumentierte sie. Es ginge nicht darum, in den Parks zu picknicken, sondern Sport zu machen und sich bewegen zu können. Das sei auch eine Frage der Gesundheit.

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Paris liegt in der roten Zone

Paris liegt in Frankreich in der roten Zone. Das heißt, dort ist das Coronavirus besonders stark verbreitet. Während der Ausgangsbeschränkungen wurden im Land sämtliche Parks gesperrt. Mit den Lockerungen am Montag öffneten diese in den grünen Zonen des Landes wieder. In den roten Zonen müssen sie geschlossen bleiben. Hidalgo hatte schon zuvor gefordert, dass die Parks öffnen müssen – der Gesundheitsminister Olivier Véran hatte der Bitte eine Abfuhr erteilt. Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye erklärte am Mittwoch, dass die Regierung an dieser Entscheidung festhalten wird. Die Öffnung der Parks sei angesichts der Situation unangemessen.

Zwar sind seit Montag die Seine-Ufer, das Champ de Mars am Eiffelturm und die Wälder vor den Toren der Stadt wieder geöffnet. Vielerorts ist es aber trotzdem einfach zu eng. Joggerinnen und Jogger drängeln sich auf engen Fußgängerwegen. Während der Ausgangsbeschränkungen konnten sie häufig noch auf die Straße ausweichen, weil wenig Verkehr war. Das ist nun nicht mehr möglich. Am Montagabend versammelten sich Dutzende Menschen in kleinen Gruppen an den Kanalufern der Stadt – prompt wurde für alle Ufer der Stadt ein Alkoholverbot verhängt.

Mit fast 27.000 Todesfällen ist Frankreich eines der am meisten betroffenen EU-Länder. Die strikte Ausgangssperre ist seit Montag gelockert, viele Geschäfte und Schulen haben wieder geöffnet.

Ermittlungen gegen Giscard d’Estaing wegen sexueller Belästigung

Eine WDR-Reporterin wirft Frankreichs Ex-Staatschef Belästigung vor. Valéry Giscard d’Estaing soll die Frau nach einem Interview mehrere Male am Gesäß berührt haben. Nun wird gegen ihn ermittelt. 

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Schwerer Vorwurf gegen eine Ikone der Politik

Valéry Giscard d’Estaing ist eine Ikone der französischen Politik. Hoch angesehen in ganz Europa ist der ehemalige Präsident (1974 bis 1981) seit fast zwei Jahrzehnten Mitglied der Académie française und gehört auch dem Verfassungsrat in Paris an. Als Elder Statesman tut er bisweilen in Interviews seine Meinung zur Weltlage kund. Aus diesem Grund fuhr im Dezember 2018 ein Fernsehteam des WDR nach Paris, um Giscard d’Estaing anlässlich des 100. Jahrestags der Geburt von Helmut Schmidt zu befragen, der ein langjähriger Freund des verstorbenen Ex-Kanzlers war.

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Übergriffe nach dem Interview?

Alles lief offensichtlich wie geplant – zumindest bis zu einem kurzen Fototermin nach dem Interview. Der 94 Jahre alte Ex-Präsident habe sie bei dieser Gelegenheit mehrfach am Gesäß berührt, sagt die WDR-Journalistin Ann-Kathrin Stracke. Sie habe immer wieder versucht, seine Hand wegzuschieben, dies sei ihr jedoch nicht gelungen. Die 37-Jährige hat daraufhin Anzeige gegen Giscard d’Estaing erstattet, weswegen die französischen Behörden nun gegen ihn wegen sexueller Belästigung ermitteln. Die Situation sei für sie „extrem degradierend, extrem herabsetzend“ gewesen, erklärt Ann-Kathrin Stracke im WDR ihren Schritt.

Giscard d’Estaing kann sich an nichts erinnern

Giscard d’Estaing erinnere sich nicht an die von Ann-Kathrin Stracke beschriebene Situation, erklärt der Anwalt des früheren Staatsoberhaupts, Jean-Marc Fédida. Der Ex-Staatschef betrachte das Ganze als einen „besonders unwürdigen und verletzenden Medien-Angriff“ und werde sich nicht weiter dazu äußern.

Der WDR stellt sich hinter seine Mitarbeiterin. Das Büro des Politikers habe weder auf einen offiziellen Beschwerdebrief noch auf die Strafanzeige vom März inhaltlich reagiert. „Der WDR hält die Vorwürfe für glaubwürdig“, heißt es von Seiten des Senders. Der Kameramann bestätige den Angaben zufolge die Vorwürfe. Der Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung, Jörg Schönenborn, sagte: „Es verdient großen Respekt, wenn eine Mitarbeiterin den Mut hat, sich nach einem solch einschneidenden Erlebnis nicht nur an ihre Vorgesetzten im WDR, sondern auch an die Öffentlichkeit zu wenden.“

Ann-Kathrin Stracke selbst betont: „Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, ob ich es veröffentliche.“ Nun hoffe sie auf „eine gesellschaftliche Debatte über sexuelle Belästigung und mehr Mut, Dinge anzusprechen“.

Eine provisorische Leichenhalle im Pariser Großmarkt

Weil in Frankreich zu viele Menschen sterben, werden die Toten in einer Kühlhalle in Rungis aufgebahrt. Es ist nicht das erste Mal, dass zu solch einer Notmaßnahme gegriffen werden musste.   

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„Der Bauch von Paris“

Der Großmarkt Rungis gilt als der „Bauch von Paris“. Jeden Morgen werden dort Tonnen von Gemüse, Fleisch, Fisch, Käse, Meeresfrüchte oder Schnittblumen verkauft – in normalen Zeiten. Doch in der Corona-Krise hat dieser lebhafte, pulsierende Ort vor den Toren der Millionenmetropole eine neue traurige Berühmtheit erlangt. Weil die Leichenhäuser in der Region die vielen Toten der Pandemie nicht mehr aufnehmen können, werden hunderte Särge in einem Kühlhaus des Großmarktes aufgebahrt. Frankreich ist eines der am stärksten von der Epidemie betroffenen Länder in Europa. Inzwischen werden weit über 25.000 Opfer gezählt.

Für viele Angehörige ist es ein Schock, wenn sie erfahren, dass sie nach Rungis fahren sollen, um die Verstorbenen ein letztes Mal zu sehen. „Für mich ist das kein Ort, um von meiner Mutter Abschied zu nehmen“, sagte Bruno Lefèvre gegenüber dem Fernsehsender BFMTV. Die alte Dame war im Alter von 89 Jahren an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.

Abschied in einem Plastikzelt

In einem abgetrennten Bereich einer rund 4000 Quadratmeter großen Halle waren 14 weiße Zelte aufgebaut, wie sie im Sommer oft auf Gartenpartys zu finden sind, erzählt der Mann. Darin konnte sich der engste Familienkreis um den Sarg versammeln. Diese Situation sei eine schwere Prüfung für alle Angehörigen gewesen. „Es ist schwierig, in einem Plastik-Zelt Abschied von der Person zu nehmen, die man am meisten geliebt hat im Leben“, beschrieb Bruno Lefèvre die Umstände, „das ist einfach unmöglich.“

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Geschockt waren die Hinterbliebenen aber nicht nur angesichts der für sie wenig würdigen Umstände in Rungis. Wirklich empört hat die Familie, dass sie danach eine Rechnung in Höhe von über 250 Euro für die Aufbahrung und die kurze „Zeremonie“ präsentiert bekamen. Das private Bestattungsunternehmen OGF, das von der französischen Regierung für die Organisation der temporären Leichenhalle beauftragt worden war, verteidigte sich, dass dies nur ein Bruchteil der Kosten wären, die in normalen Zeiten für dieselben Leistungen berechnet würden. Dann meldete sich allerdings Sandrine Thiefaine zu Wort, Präsidentin der französischen Bestattungsunternehmen und Konkurrentin von OGF: „Es ist nicht akzeptabel, die Familien für das Aufbahren der Verstorbenen in einer Lagerhalle in Rungis bezahlen zu lassen.“

Die Regierung übernimmt die Kosten

Die Regierung erkannte die Brisanz des Problems und reagierte schnell. Innenminister Christophe Castaner erklärte vor der Nationalversammlung: „Es scheint mir nicht gerechtfertigt, dass die betroffenen Familien in dieser ungewöhnlichen Situation auch noch finanziell belastet werden.“ Wenig später verschickte das Ministerium eine Pressemitteilung, dass die Angehörigen für die Kosten, die durch die ungewöhnlich langen Aufbahrungszeiten in Rungis entstehen, nicht aufkommen müssten.

Doch nicht alle Angehörigen teilen die harsche Kritik. Gegenüber der Tageszeitung „Le Parisien“ betonte ein Arbeiter des Großmarktes, dass er den Eindruck habe, dass den Trauernden durchaus die Möglichkeit geboten werde, würdevoll Abschied von den Verstorbenen zu nehmen. Und er erinnert daran, dass in Rungis bereits während des Hitze-Sommers 2003 ein Gebäude zu einer Leichenhalle umfunktioniert worden war. Damals habe man sich in der provisorischen Leichenhalle eher an einen Krieg erinnert gefühlt.

Corona-Kämpferinnen im Altenheim

Es ist eine der schönen Geschichten, geschrieben in Krisenzeiten von Corona. Eine französische Altenpflegerin hat sich mit ihren Angestellten freiwillig fast 50 Tage unter Quarantäne gestellt, um ihre Schützlinge vor dem Coronavirus zu schützen.

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Eine für alle – und alle für eine

Man denkt sofort an die drei Musketiere. Dort steht jeder für jeden ein – besonders in der Not. Das scheint sich auch Valerie Martin gedacht zu haben, als die Corona-Krise immer bedrohlicher wurde. Als Sars-CoV-2 auch in französischen Pflegeeinrichtungen um sich griff und Hunderte alte Menschen daran erkrankten und starben, schwor sie sich sich, bei ihr im Vilanova-Pflegeheim in Lyon werde das nicht passieren.

Und sie fassten einen erstaunlichen Entschluss: Sie und ihre Mitstreiterinnen schlossen sich mit den 106 Bewohnerinnen und Bewohnern ein. 47 Tage und Nächte harrten sie zusammen aus, während im Rest des Landes mehr als 9000 Menschen in Pflegeheimen starben.

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Nun wollten Martin und zwölf Kolleginnen, die die ganze Zeit im Vilanova geblieben waren, ihre Quarantäne beenden. Die Gefahr ist noch nicht gebannt, doch die Lage hat sich inzwischen deutlich entspannt. Tests hatten ergeben, dass sich weder Pfleglinge noch Personal mit dem Virus infiziert haben.